Baumpilze und Baumpflege

Pilze sind faszinierende Lebenwesen. Sie bilden ein eigenständiges Reich in der Biologie und haben zu Bäumen ein besondere Beziehung. Deswegen haben sie bei der Baumpflege einen besonderen Stellenwert. Pilze an Bäumen sind jedoch nicht immer eine Gefährdung für den Baum. Viele Pilze leben auch in einer symbiotischen Beziehung zu Bäumen. Für die Baumpflege sind jedoch die Baumpilze von besonderer Bedeutung, die die Bruch- und Standsicherheit von Bäumen gefährden können und damit ein ernsthafte Gefahr für die Verkehrssicherheit darstellen.

Was tun wenn Sie Baumpilze an Ihren Bäumen bemerken?

Wenn Sie an Ihren Bäumen oder in unmittelbarer Umgebung in Stammnähe unbekannte Pilzfruchtkörper entdecken, sollten Sie zur Klärung einen Baumpfleger hinzuziehen. Nicht jeder Baumpilz stellt eine unmittelbare Bedrohung für die Sicherheit dar. Neben gefährlichen Baumpilzen gibt es auch Baumpilze, mit denen die Bäume über viele Jahre hinweg gut auskommen können. Auch die Baumart und der Gesundheitszustand des Baumes sind bei der Beurteilung wichtig. Teilweise ist auch eine Behandlung möglich – bei einigen Baumpilzen bleibt aber nur die Baumfällung.

Baumpilze als Gefahr für die Gesundheit von Bäumen

Der größte Pilz der Welt (Dunkler Hallimasch, Armillaria ostoyae) erstreckt sich über eine riesige Fläche von 900ha und hat in Nordamerika ganze Wälder zum Absterben gebracht. Auch in Deutschland ist der Hallimasch überall verbreitet. Er befällt geschwächte Bäume und bringt sie relativ schnell zum Absterben. Dabei verursacht er im Inneren des Baumes eine Weißfäule, die zum Ausbruch von Ästen und ganzen Kronenteilen führt und bei Stürmen auch den ganzen Baum umstürzen lassen kann.

Die Fruchtkörper vom Hallimasch wachsen aus den Wurzelanläufen des Baumes und gefährden seine Stand- und Bruchsicherheit.
Fruchtkörper vom Hallimasch wachsen aus den Wurzelanläufen des Baumes und gefährden seine Stand- und Bruchsicherheit – er gehört zu den stark holzzerstörenden Baumpilzen

Baumpilze gefährden die Stand- und Bruchsicherheit

Baumpilze ernähren sich parasitär von den befallenen Bäumen. Dabei haben sich die meisten Arten auf dem Abbau eines bestimmten Bestandteils vom Holz spezialisiert. Entweder führen die Pilze zu einer Braun- oder Weißfäule des Baumes.

Braun- und Weißfäule als Folge von Baumpilzen

Bei einer Weißfäule wird das braune Lignin im Holz vom Baumpilz abgebaut. Es ist der harte und spröde Holzbestandteil. Lignin verleit dem Holz seine Druck- und Bruchfestigkeit. Übrig bleibt nur die weiße Zellulose. Bei einer Braunfäule wird hingegen die Zellulose abgebaut und nur das Lignin bleibt zurück. Aufgrund der fehlenden Zellulose verliert der Baum seine Zugfestigkeit.

Austernseitling an einer Weide
Austernseitling am Stammfuß einer Pappel

Viele kennen den Austern-Seitling (Pleurotus ostreatus) nur als Speisepilz aus dem Supermarkt. Ab dem Herbst kann man die Fruchtkörper vor allem an Linde, Ahorn, Weide, Pappel und Kastanien finden. Auch er befällt nur geschwächte Bäume und verursacht eine Weißfäule. Im Vergleich zum Hallimasch oder dem Schwefelporling ist der Austernseitling weniger aggressiv.

Der Schwefelporlinge (Laetiporus sulphurescens) gehört zu den Braunfäuleerregern. Er findet seinen Weg über Wunden in den Baum und befällt hauptsächlich Weiden, Eichen sowie einige Obstbaumsorten.

Schwefelporling an einer Weide
Schwefelporling an einer Weide – die leuchtenden Farben machen eine Verwechslung fast unmöglich

Er zersetzt das Kernholz und lässt das Holz im Außenbereich (Splintholz) unberührt – deshalb können besonders Eichen viele Jahre hinweg mit einer Infektion mit dem Schwefelporling gut klarkommen. Trotz ihrer leuchtenden Warnfarben handelt es sich um den wohl leckersten Baumpilz, der gebraten nach Hühnchen schmeckt.

Faszination Pilze

So viele Pilze begleiten uns Menschen im Alltag ohne, dass die meisten davon wissen: über 100 Arten werden zur Herstellung von Nahrungsmitteln verwendet. Wenn das nicht mal eine gelungene Symbiose ist! In den letzten Jahren wurden immer wieder Pilze entdeckt, die in der Lage sind Kunststoff zu zersetzen. Eine Möglichkeit in Zukunft Kunststoffe besser recyclen zu können?

Phylogentisch gesehen sind wir den Pilzen näher verwandt als den Pflanzen. Und obwohl jährlich etwa 1.500 neue Arten beschrieben werden, kennen wir mit insgesamt 120.000 Pilzarten nur 2-3% der derzeit geschätzt 2,2 bis 5,1 Millionen Arten. Bei 216 Spezies konnten bisher psychoaktive Stoffe nachgewiesen werden. Diese natürlichen Drogen haben ein vielversprechendes Potential bei der Psychotherapie, insbesondere bei der Suchttherapie.

Pilze als Baumschützer

Einige Pilze leben sogar in einer symbiotischen Beziehung mit Bäumen. Im Gegensatz zu den oben beschriebenen holzzersetzenden Pilzen helfen sie den Bäumen und bekommen im Gegenzug etwas zurück. Diese Gemeinschaft wird als Mykorrhiza bezeichnet. Die Pilze tauschen Nährstoffe mit den Bäumen aus, helfen bei der Mineralstoff- und Wasseraufnahme und profitieren dafür von den in den Blättern produzierten Assimilaten des Baumes. Sie schützen den Baum teilweise sogar vor anderen Schädlingen und machen ihn resistenter gegen Trockenheitsstress.

Bekannte Vertreter dieser Mykorrhizza-Pilze sind beispielsweise Steinpilze, Pfifferlinge oder auch Fliegenpilze. Die jeweiligen Pilze leben in enger Symbiose zu speziellen Baumarten.

Fliegenpilz als Mykorrhiza neben einer Birke
Fliegenpilz als Mykorrhiza neben einer Birke

Fliegenpilze (Amanita) leben in enger Symbiose mit Birken und Fichten und tauschen mit ihnen Nährstoffe über das Wurzelsystem aus.